Normen für Holzpellets: Qualität erkennen
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Äußere Qualitätsmerkmale von Holzpellets
1. Einleitung
Der Markt für Pelletheizungen und Holzpellets befindet sich in Deutschland noch im Aufbau. Mancher Händler von Holzpellets verfügt dabei selbst über noch sehr geringe Kenntnisse über das Produkt, das sie dem Kunden verkaufen möchten. Einige Händler verkaufen die Produkte mit der größten Gewinnspanne, nicht die mit der höchsten Qualität. Aber auch beim Kunden führen oftmals erst eigene negative Erfahrungen zu der Einsicht, dass es auch bei den Holzpellets beachtliche Qualitätsunterschiede gibt.
Dieser Einsicht sind oft Streitigkeiten über die Verantwortlichkeiten für einen z.B. Ausfall der Pelletheizung zwischen Installateur und Kesselhersteller auf der einen und Pelletlieferant/Pellethersteller auf der anderen Seite vorausgegangen. In nicht wenigen Fällen wird ein solcher Streit zudem noch auf dem Rücken des Kunden ausgetragen, denn genauso, wie derzeit nur eine begrenzte Anzahl von Firmen in der Lage ist, hochwertige Pellets zu produzieren und/oder professionell zu vermarkten, ist ebenso nur eine begrenzte Anzahl von Unternehmen in der Lage, professionell auf eingehende Reklamationen zu reagieren. Dabei ist es zunächst völlig unwichtig, ob eine Reklamation berechtigt ist oder nicht. Es dürfte unbestritten sein, dass ein bloßer Streit über Verantwortlichkeiten dem betroffenen Kunden keinerlei Hilfe ist und seine (sowieso schon vorhandene) Unzufriedenheit noch verstärkt Genauso unbestritten ist die Tatsache, daß ein unzufriedener Kunde nicht nur dem verantwortlichen Kesselhersteller, Installateur oder Pellethersteller schadet, sondern letzten Endes dem Gesamtmarkt. Allein diese Tatsache sollte Grund genug sein, sich wesentlich intensiver als bisher mit Fragen der Qualität von Holzpellets auseinanderzusetzen.
2. Äußere Qualitätsmerkmale von Holzpellets
Die äußeren Merkmale von Holzpellets lassen erste grobe Aussagen über die Qualität der vorliegenden Probe zu. Allerdings sei bereits an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass das äußere Erscheinungsbild der Holzpellets auch eine höhere Qualität als die tatsächlich vorliegende vortäuschen kann.
2.1. Die Oberfläche der Holzpellets
Grundsätzlich sollte die Oberfläche der Holzpellets folgendes Erscheinungsbild vorweisen können:
- eine glatte Oberfläche
- eine glänzende Oberfläche
- eine Oberfläche ohne Längsrisse
Alle drei Merkmale deuten in ihrer Gesamtheit auf optimal Bedingungen während der Pelletierung hin. So kann davon ausgegangen werden, dass eine ausreichend hohe Temperatur erreicht worden ist, bei der das im Holz enthaltene Lignin 1) in einen fließfähigen und somit "klebefähigen" Zustand versetzt wurde und so die einzelnen Holzfasern wieder miteinander verbinden ("verkleben") konnte. Auf diese Weise erhalten die Holzpellets ihre Festigkeit.
Die Festigkeit von Holzpellets ist ein außerordentlich wichtiges Qualitätsmerkmal. Pellets hoher Festigkeit bieten die Gewähr, daß beim Einblasen in den Lagerraum (unter Berücksichtigung der sonstigen Gegebenheiten vor Ort) eine minimale Menge an Staub 2) (Feinanteil) entsteht. Ein geringer Feinanteil erhöht die Betriebssicherheit der Heizung. Fest verpresste Pellets besitzen zudem ein hohes spezifisches Gewicht (>1,12 kg/dm3) 3), welches wiederum Voraussetzung für eine saubere und effektive Verbrennung der Holzpellets ist. Ein Maß für die Festigkeit der Holzpellets ist der sogenannte Abrieb 4).
Der Abrieb ist ein Ausdruck dafür, wie viel Feinanteil entsteht, wenn die Holzpellets einer definierten Belastung ausgesetzt werden. Der Wert für den Abrieb wird in einem speziellen Messgerät, dem sog. Lignotester, ermittelt und darf den Wert von 2,3% nicht übersteigen. Der Abriebtest 5) im Lignotester ist als erster Test für die Qualität der Holzpellets sehr gut geeignet, weil er schnell, einfach und billig durchzuführen ist, und alle anderen, den Feinanteil begünstigenden Faktoren (z.B. Befüllsystem beim Kunden) ausgeklammert werden können. Auf den Feinanteil als Qualitätsmerkmal wird unter Punkt 2.6. näher eingegangen.
2.2. Der Durchmesser der Holzpellets
Holzpellets können in den verschiedensten Durchmessern hergestellt werden. Relativ häufig anzutreffen sind Holzpellets mit Durchmesser von 6 mm und 8 mm. Seltener solche mit Durchmessern von 4, 5 oder 10 mm. Für Kleinfeuerungsanlagen haben sich Holzpellets mit einem Durchmesser von 6 mm durchgesetzt. Diese werden von der weit überwiegenden Zahl der Kesselhersteller auch explizit gefordert, um eine maximale Betriebssicherheit bzw. einen optimalen Wirkungsgrad der Heizung zu garantieren. Da die Durchbrandgeschwindigkeit bei Pellets verschiedener Durchmesser unterschiedlich ist, muß die gesamte Anlage auf einen definierten Durchmesser der Holzpellets abgestimmt werden (Brennstoffzuführung, Luftführung), um eine saubere und wirtschaftliche Verbrennung der Pellets zu gewährleisten.
Die ist aber nicht mehr möglich, wenn anstelle der geforderten 6 mm Pellets z.B. solche mit einem Durchmesser von 8 mm eingesetzt werden. Erfahrungen zeigen zudem, dass immer dann, wenn andere als 6 mm Pellets zum Einsatz kamen, eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Reklamationen zu verzeichnen war. Eine Ursache ist u.a. darin zu suchen, dass Holzpellets mit Durchmessern von 5 oder auch 8 mm aus Betrieben kamen, die in erster Linie andere Stoffe als Holz pelletieren. Diese Betriebe verfügen zwar über eine grundsätzliche Ausstattung zur Herstellung von Pellets, doch sind die vorhandenen Maschinen nicht auf die Verarbeitung von Holz ausgelegt. Zudem fehlte die Erfahrung in der Holzpelletierung. Holzpellets wurden nur in relativ geringen Mengen - neben der Herstellung der eigentlichen Produktpalette (z.B. Graspellets, Futtermittelpellets) - hergestellt. Ein kontinuierlicher Produktionsprozeß, der für eine hohe Qualität der Holzpellets eine wichtige Voraussetzung darstellt, konnte unter diesen Bedingungen kaum erreicht werden. Im Ergebnis war festzustellen, dass Pellets o.g. Herkunft überdurchschnittlich oft durch mangelnde Qualität auffielen.
2.3. Die Länge der Holzpellets
Die Länge der Holzpellets kann vor allem dann zu einem entscheidenden Qualitätsmerkmal werden, wenn die Holzpellets über ein Saugsystem aus dem Vorratsraum entnommen werden. Die verwendeten Schläuche haben i.d.R. einen Durchmesser von 50 mm. Da die DIN 51731 die Länge der Pellets erst mit dem Wert von 50 mm nach oben begrenzt, sind Probleme bei der Entnahme der Pellets aus dem Lagerraum zu erwarten. Die Ö-Norm M 7135 beschränkt die Länge der Holzpellets auf maximal 45 mm. Daher sind bei Pellets nach Ö-Norm M 7135 kaum Probleme bei der Pelletzuführung zu befürchten. Die Normenkonformität kann durch einfaches Messen festgestellt werden. Unbedingt angemerkt sei, dass die Länge der Pellets nach unten nicht begrenzt ist!
2.3. Die Länge der Holzpellets
Dieses Kriterium sollte aber immer nur als ergänzendes Merkmal herangezogen werden. Den Geruch von Pellets richtig einzuordnen setzt zudem sehr viel Erfahrung voraus! Holzpellets riechen nicht zwangsläufig nach Fichtenwald, auch wenn dieses Argument zuweilen pro Pelletheizung vorgebracht wird und besonders dann auf fruchtbaren Boden fällt, wenn ein Kunde angedeutet hat, dass er den Geruch des Heizöls als lästig empfindet. Durch die hohen Temperaturen bei der Pelletierung und der dadurch einsetzenden Fließfähigkeit des Lignins kann es zu einer Geruchsentwicklung kommen, die als leicht süßlich beschrieben werden kann, und die in gewisser Weise an Klebstoffe erinnert. Allerdings ist dies eher ein Anzeichen für eine besonders hohe Qualität. Unbestritten ist aber, dass diese Art von Geruch von einzelnen Personen als unangenehm empfunden wird. Der Geruch verliert jedoch schnell an Intensität.
2.4. Der Geruch der Holzpellets
Dieses Kriterium sollte aber immer nur als ergänzendes Merkmal herangezogen werden. Den Geruch von Pellets richtig einzuordnen setzt zudem sehr viel Erfahrung voraus! Holzpellets riechen nicht zwangsläufig nach Fichtenwald, auch wenn dieses Argument zuweilen pro Pelletheizung vorgebracht wird und besonders dann auf fruchtbaren Boden fällt, wenn ein Kunde angedeutet hat, dass er den Geruch des Heizöls als lästig empfindet. Durch die hohen Temperaturen bei der Pelletierung und der dadurch einsetzenden Fließfähigkeit des Lignins kann es zu einer Geruchsentwicklung kommen, die als leicht süßlich beschrieben werden kann, und die in gewisser Weise an Klebstoffe erinnert. Allerdings ist dies eher ein Anzeichen für eine besonders hohe Qualität. Unbestritten ist aber, dass diese Art von Geruch von einzelnen Personen als unangenehm empfunden wird. Der Geruch verliert jedoch schnell an Intensität.
2.5. Die Farbe der Holzpellets
Die Farbe der Holzpellets kann ebenso wie der Geruch nicht als absolutes Qualitätsmerkmal angesehen werden. Man wird daher weder zur Farbe noch zum Geruch von Holzpellets Festlegungen in einer Norm oder einer vergleichbaren Festschreibung von Gütekriterien finden. Die Farbe der Holzpellets kann aber als ein Hinweis für die Qualität der Ausgangsstoffe (Späne) und für die Sorgfalt bzw. die Art und Weise der Verarbeitung gelten. So kann eine überlange Lagerung der Späne unter ungeeigneten Bedingungen Grund für eine graue Färbung der Pellets sein, was zunächst nicht als wesentlicher Qualitätsmangel angesehen werden muss. Eine Verfärbung der Späne und der daraus hergestellten Pellets kann aber auch ein Indiz auf bereits während der Lagerung der Späne angelaufene Zersetzungsprozesse sein, die z.B. auf Pilze zurückzuführen sind. Durch diesen Pilzbefall werden Bestandteile des Holzes wie Lignin und Zellulose abgebaut.
Diese Abbauprozesse sind aber nichts anderes als eine Energieumwandlung in der Form, daß der Pilz die im Zuge der Photosynthese 6) umgewandelte und in Form von Holz gespeicherte Energie nun zum Aufbau eigener Strukturen nutzt. Daß die so der Holzmasse entzogene Energie einer späteren Energiegewinnung durch Verbrennung nicht mehr zur Verfügung steht, liegt auf der Hand. Aber auch Fehler bei der Verarbeitung der Späne - und hier vor allem bei der technischen Trocknung - können im Ergebnis zu einem grauen Farbton der Holzpellets führen. Da sich bei einer unsachgemäßen Trocknung der Späne nicht nur die Farbe, sondern auch andere Eigenschaften des Holzes verändern können (z.B. die Elastizität), ist bei Holzpellets, die aus derart vorbehandelten Spänen hergestellt wurden, oftmals ein sehr hoher Feinanteil zu beobachten, wenn diese Pellets einer Belastung ausgesetzt werden, wie es z.B. beim Einblasen der Pellets in ein Lager der Fall ist.
Die Farbe, bei der in der Regel lediglich zwischen "hell" und "dunkel" zu unterscheiden sein wird, ist somit vor allem dazu geeignet, einen bereits auf Basis anderer Qualitätsmerkmale gewonnenen Eindruck von der Qualität der Pellets zu untermauern, oder auf Grund einer z.B. dunklen Farbe weiteren Prüfkriterien und Qualitätsmerkmalen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Auch sollte ein dunkler Farbton der Pellets Anlaß sein, nicht nur die Pellets selbst, sondern auch die Bedingungen, unter denen diese Pellets hergestellt wurden, näher zu beurteilen. Da die Farbe der Pellets aber auch von der verarbeiteten Holzart abhängt, kann allein aus der Farbe der Pellets nicht auf eine bestimmte Qualität der Pellets geschlossen werden. Das gilt im übrigen für helle Holzpellets ebenso wie für dunkle.
2.6. Der Feinanteil als Qualitätsmerkmal
Der Staubgehalt einer Pelletlieferung läßt indirekt Rückschlüsse auf deren Qualität zu. Eine abschließende Beurteilung ist - wie unter Punkt 2.1. beschrieben - mit Hilfe des Lignotesters leicht möglich. Da ein angeblich hoher Staubgehalt aber in der Praxis immer wieder Grund für Reklamationen ist, soll an dieser Stelle näher auf diese Problematik eingegangen werden. Die Qualität vom Holzpellets vor Ort, also z.B. im Lagerraum des Kunden, einzuschätzen, ist ohne jegliche Erfahrung nur schwer möglich. Diese Erfahrung fehlt den Kunden in der überwiegenden Zahl der Fälle, so daß bei der Qualitätsbeurteilung falsche Schwerpunkte gesetzt werden. Häufig wird die Qualitätsbeurteilung auf die Frage "Staub vorhanden - ja / nein" reduziert. Den Satz "Ihre Pellets haben zuviel Staub" kennt jeder Pellethändler.
Staub (Feinanteil) im Lagerraum ist ein Umstand, der auch von einem Laien erkannt werden kann. Kommt es nun auch noch zu einer Betriebsstörung der Heizung, ist die (angebliche) Ursache dieser Störung schnell ausgemacht - der Staub (Feinanteil) im Lageraum und die daraus (angeblich) zwangsläufig resultierende mindere Qualität der Holzpellets. Bedauerlicherweise wird dieser (voreiligen) Schlussfolgerung von den verantwortlichen Installationsbetrieben nicht immer mit der nötigen Konsequenz widersprochen. Bietet sich doch dadurch eine Gelegenheit, von möglichen, eigenen Fehlern abzulenken. Oft sind es aber auch die fehlenden Kenntnisse über die wirklichen Ursachen des Feinanteils und seine - oftmals überschätzten - tatsächlichen Einflüsse auf das Funktionieren bzw. Nicht-Funktionieren des Pelletkessels. So wurde (und wird) häufig die Aussage "Feinanteil <1% bei Verladung" auf die Menge des Feinanteils im Lager des Kunden übertragen. Dabei wird jedoch übersehen, dass die mechanischen Belastungen, denen die Pellets beim Einblasen in das Lager ausgesetzt sind, zwangsläufig zu einer Erhöhung des Feinanteils führen. Daran, dass sich gewisse Staubmengen im Lagerraum absetzen, kann auch die obligatorische Staubabsaugung bei der Anlieferung der Pellets nichts ändern.
In diesem Zusammenhang muß darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Menge des Staubes (Feinanteils) im Lagerraum auch von Faktoren abhängig ist, die weder der Hersteller noch der Lieferant der Holzpellets zu vertreten hat, wie z.B. die Ausführung der Befüllleitungen für den Lagerraum oder die Geometrie des Lagerraumes selbst oder auch die Anzahl der vorangegangenen Pelletlieferungen und deren Qualität..
So ist es dann auch zu erklären, daß es einen in Normen festgelegten Wert für die Höhe des Feinanteils im Lagerraum nicht gibt und aus den genannten Gründen auch nicht geben kann. Zur Eingrenzung des Wertes für den Feinanteil im Lagerraum gibt es lediglich eine freiwillige Übereinkunft zwischen der Arbeitsgemeinschaft "Österreichische Kleinfeuerungsanlagen" und einigen Pelletlieferanten, in der der maximal zulässige Feinanteil im Lager des Kunden auf 8% festgelegt wurde (ermittelt mit Lochsieb - Lochdurchmesser 5mm).
Oftmals wird auch das Argument vorgebracht, Pellets in Säcken würden wesentlich weniger Staub aufweisen als lose Ware. Das ist zweifellos richtig, doch wird auch hier übersehen, dass das Einblasen der Pellets und die damit verbundene unvermeidbare Beanspruchung der Holzpellets die Ursache für den gegenüber der Sackware erhöhten Feinanteil ist - nicht aber eine mangelnde Qualität der Holzpellets.
Berücksichtigt werden sollte außerdem, dass es bereits beim Einblasen, aber auch bei der allmählichen Entnahme von Pellets aus dem Lager selbst zu Entmischungsvorgängen kommt. Im Ergebnis dessen kann sich Staub in bestimmten Bereichen konzentrieren, so daß - wenn diese Bereiche isoliert betrachtet werden - durchaus der Eindruck entstehen kann, dass der Feinanteil der betreffenden Pelletlieferung sehr hoch ist. Trotzdem wäre es unzulässig, bereits an dieser Stelle und ohne weitere Prüfungen auf eine geringe Pelletqualität zu schließen.
Wird der Feinanteil der Pellets direkt vor der Zuführung in den Brennraum beurteilt, ist zu berücksichtigen, daß auch das Austragungssystem, welches die Pellets aus dem Lagerraum zum Kessel fördert,
Ursache für einen erhöhten Feinanteil sein kann. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, daß es herstellerspezifisch enorme Qualitätsunterschiede in der Gestaltung der Austragungssystem gibt. Beim Kauf einer Pelletheizung sollte der Qualität des Austragungssystems nicht weniger Aufmerksamkeit als der Qualität des Pelletkessels selbst geschenkt werden.
Staub bzw. ein bestimmter Feinanteil wird eine unvermeidbare Begleiterscheinung jeder Pelletlieferung sein und bleiben. Die Beurteilung der Menge des Abriebes ist allein über den standardisierten Abriebtest im Lignotester möglich - nicht nach einem flüchtigen Blick in den Lagerraum.
2.7.Ungeeignete Qualitätskriterien für Holzpellets
Es soll nicht unerwähnt belieben, dass in der Praxis Qualitätstests kursieren, die keine Rückschlüsse auf die Qualität der Pellets zulassen. Keine Aussagen über die Qualität von Holzpellets können getroffen werden durch:
- den "Wassertest"
Holzpellets sollen in Wasser untergehen und sich möglichst langsam auflösen.
Richtig ist: auch Pellets geringer Qualität gehen in Wasser unter, ein langsames Auflösen kann auch auf hohe Gehalte an Bindemitteln zurückzuführen sein.
- den Schüttwinkel:
Pellets müssen einen definierten Schüttwinkel (< 50°) aufweisen.
Richtig ist: Der Schüttwinkel ist kein aussagekräftiger Hinweis auf eine gute oder schlechte Pelletqualität.
2.8. Weitere Qualitätsmerkmale
Die Qualität der Holzpellets ist mit den beschriebenen Merkmalen (Oberfläche, Länge, Durchmesser, Feinanteil, Geruch, Farbe) nicht abschließend definiert. Als weitere Qualitätskriterien sind zu nennen:
Die Preßhilfsmittel ( in % ) 7)
Die Rohdichte (in kg/dm3 )
Der Wassergehalt ( in % )
Der Aschegehalt ( in% )
Der Heizwert ( in MJ/kg)
Der Gehalt an Schwefel (S), Stickstoff (N) und Chlor (Cl) ( in % )
Die Elemente Arsen, Cadmium, Chrom, Kupfer, Quecksilber Blei und Zink sowie EOX (in mg/kg) 8)
Diese Qualitätskriterien sind jedoch nur unter Laborbedingungen zu ermitteln. Der Anteil der verwendeten Preßhilfsmittel ist i.d.R. nur durch einen Abgleich der eingekauften Menge dieser Presshilfsmittel mit der produzierten Menge an Holzpellets zu ermitteln. Auf Grund des vergleichsweise hohen Aufwandes zur Bestimmung der genannten Qualitätsmerkmale soll auf eine nähere Betrachtung verzichtet werden. Lediglich auf den Punkt "Preßhilfsmittel" soll an dieser Stelle eingegangen werden, da hier ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem Wert für den Abrieb (siehe auch Punkt 2.1. und Punkt 2.6.) der Holzpellets besteht.
Die Beurteilung aller sensorisch zu ermittelnden Qualitätskriterien wird in den meisten Fällen ein ausreichend sicheres Urteil zur Qualität der Holzpellets erlauben. Ergänzt werden kann die sensorische Beurteilung erforderlichenfalls durch den unter Punkt 2.1. beschriebenen Abriebtest. Allerdings wird dieser i.d.R. nicht vor Ort durchgeführt werden können. Erst wenn alle so ermittelten Werte auf eine gute Qualität der Holzpellets hinweisen, es aber trotzdem zu Störungen bei Betrieb der Pelletheizung kommt, müssen weitere, u.U. nicht eingehaltene Qualitätskriterien in Betracht gezogen und nach Möglichkeit ermittelt werden. Welches diese im Einzelfall sein werden, wird sehr stark von dem Charakter der aufgetretenen Störung abhängen.
Zur Verdeutlichung von Problemen bei der Verbrennung von Holzpellets trotz eines äußerlich sehr guten Erscheinungsbildes mag das folgende Beispiel dienen: Es ist denkbar, dass alle Merkmale der Holzpellets auf eine außerordentlich hohe Qualität hinweisen. Selbst die Ermittlung des Abriebes im Lignotester führte zu einem hervorragenden Ergebnis. Trotzdem kommt es zu einem kompletten Ausfall der Heizung durch eine Verschlackung des Rostes. Diese Verschlackung kann verschiedene Ursachen haben.
Möglich ist zunächst eine Fehlfunktion in der Zuführung der Verbrennungsluft durch den Pelletkessel selbst, wodurch im Verbrennungsraum Temperaturen erreicht werden, die über dem Schmelzpunkt für Holzaschen liegen.
Auch die Ausformung bzw. bauliche Gestaltung der Brennkammer selbst kann eine Verschlackung begünstigen. Dabei ist hier unter dem Begriff "Verschlackung" auch eine einfache Zusetzung des Rostes zu verstehen, die durch die Ansammlung von Verbrennungsrückständen entsteht. Dies ist keine Schlackenbildung im eigentlichen Sinne, doch ein Zuviel an Verbrennungsrückständen auf dem Rost kann z.B. durch eine Minderung der zur Verbrennung erforderlichen Luftmenge zu erheblichen Funktionsstörungen bis hin zum Ausfall der Anlage führen. Bei der Auswahl des Kessels ist also auch darauf zu achten, ob dieser über eine hochwertige und zuverlässige Rostreinigung verfügt oder die Brennkammer entsprechend ausgebildet ist.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass bei der Verbrennung der Holzpellets auf Grund unerlaubter Zusatzstoffe Verbrennungstemperaturen erreicht werden, die über dem Erweichungspunkt der Holzasche liegen, oder daß sich Zusatzstoffe in den Holzpellets befinden, deren Aschenschmelzpunkt deutlich unter dem von Holzasche liegt. In allen Fällen kann es zu Betriebsstörungen / Betriebsausfällen durch Schlackenbildung auf dem Verbrennungsrost kommen.
Ein Stoff mit relativ niedrigem Aschenschmelzpunkt 9) ist Getreide. Erste Verarbeitungsstufen von Getreide (Schrot, Mehl, Stärke) sind aber als Preßhilfsmittel bei der Pelletierung zugelassen. Preßhilfsmittel dienen in erster Linie der rationellen Produktion, verleihen den Holzpellets aber auch eine höhere Festigkeit und einen damit einhergehenden geringeren Wert für den Abrieb. Ein Zuviel an Preßhilfsmitteln führt aber auch zu den beschriebenen Problemen während des Verbrennungsprozesses. Preßhilfsmitteln wie z.B. Stärke lassen sich absolut zwar relativ leicht nachweisen 10), die Bestimmung der relativen Menge ist aber - wie weiter oben bereits dargestellt - ungleich komplizierter. Die Beigabe von Preßhilfsmitteln in unverhältnismäßig bzw. unzulässig hoher Konzentration kann also durchaus dazu mißbraucht werden, Mängel in der technischen Ausstattung einer Pelletierung auszugleichen, um trotzdem äußerlich hochwertig erscheinende Holzpellets zu produzieren.
2.9. Zusammenfassung
An diesem Beispiel wird das Dilemma deutlich, in dem man sich befindet, wenn die Qualität der Holzpellets beurteilt werden soll. Allein auf Basis des äußeren Erscheinungsbildes kann die Qualität der Pellets nur unvollständig eingeschätzt werden, da nur wenige aussagekräftige Merkmale für die Urteilsfindung zur Verfügung stehen. Einige Merkmale können zudem relativ einfach manipuliert werden. Zur Qualitätsbeurteilung ist ein gewisses Maß an Erfahrung unabdingbar. Eine Anzahl von Qualitätskriterien kann nur mit labortechnischem Aufwand ermittelt werden.
Erläuterung der Fachbegriffe
1) Lignin Neben der Zellulose der wichtigste Bestandteil des Holzes (ca. 29% bei Nadelhölzern). Durch die Einlagerung von Lignin in die Zellwände kommt es zur deren Verholzung und somit zur Fertigkeit des Holzes.
2) Staub Umgangssprachliche Bezeichnung für den sog. Feinanteil bei einer Pelletlieferung. Unter Feinanteil werden alle Korngrößen kleiner 3,15 mm zusammengefasst. Der Feinanteil sollte so gering wie möglich sein, da ein zu viel zu Betriebsstörungen im Austragungssystem und im Pelletkessel führen kann. Im Vorliegenden bezeichnen die Begriffe "Staub", "Feinanteil" und "Abrieb" den selben Sachverhalt.
3) Spezifisches Gewicht: Wert aus Ö-Norm M 7135: Preßlinge aus naturbelassenem Holz oder naturbelassener Rinde; Anforderung nach DIN 51731 bei >1,0 kg/dm3.
4) Abrieb: Wert aus Ö-Norm M 7135: Preßlinge aus naturbelassenem Holz oder naturbelassener Rinde; Keine Festlegungen in DIN 51731.
5) Abriebtest: Nach vorhergehender Abscheidung des in der Ausgangsprobe enthaltenen Feinanteils über ein 3,15mm Sieb wird eine Probe von 100g 60 Sekunden in einem Luftstrom von 70 mbar beansprucht. Die Pellets werden zurückgewogen und der Abrieb in Prozent berechnet.
6) Photosynthese: Ein in allen höheren Pflanzen ablaufender Prozeß, bei dem unter Lichteinfluß aus Wasser und dem CO2 der Luft organische Kohlenstoffverbindungen (Glucose) aufgebaut werden. So besteht auch die Zellulose aus vielen aneinandergeketteten Glukosemolekülen. Die im Licht enthaltene Energie wird durch die Photosynthese in eine speicherfähige Form überführt. Ein "Abfallprodukt" der Photosynthese ist der Sauerstoff.
7) Presshilfsmittel: (sind) chemisch nicht veränderte Produkte aus der primären land- und forstwirtschaftlichen Biomasse (solche sind z.B. Maisschrot, Maisstärke, Roggenmehl), die - aus Gründen der Erleichterung des Pressvorganges und damit auch der Verbesserung der Energiebilanz sowie zur Erhöhung der Abriebfestigkeit - dem Ausgangsmaterial zur Erzeugung von Holz- oder Rindenpresslingen beigemengt werden dürfen.
8) EOX: extrahierbare organische gebundene Halogene.
9) Asche: In den Brennkammern von Pelletheizungen werden Temperaturen von 1000°C erreicht. Da Holzasche ihren Schmelzpunkt erst bei Temperaturen über 1200 °C erreicht, sind hohen Temperaturen in der Brennkammer kein Problem. Getreide hingegen erreicht den Erweichungsbeginn der Asch bereits bei Temperaturen von ca. 700°C. Die daraus resultierende Schlackenbildung kann zum Totalausfall des Kessels führen.
10) Stärke: Nachweis kann in wässriger Lösung mit Jod geführt werden.