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Die Heizungsanlage - geht nicht gibt' s nicht !

Pelletofen
Pelletofen Foto: Rika

Pelletsheizungen gibt es für fast jeden denkbaren Einsatzfall - vom Primärofen für ein Niedrigenergiehaus oder ein einzelnes Zimmer bis zu Anlagen, die Mehrfamilienhäuser mit Wärme versorgen können. Das eigentliche Problem besteht oftmals darin, einem Heizungsbauer in die Arme zu laufen, der das auch weiß. Deshalb sollten Sie sich auf jeden Fall selbst Informationen zum Thema Holzpellets beschaffen und vor allem dann stutzig werden, wenn Ihnen Heizungsbauer, Schornsteinfeger oder Architekten mit der Argumentation kommen, eine Holzpelletheizung wäre gerade für Ihren Fall denkbar ungeeignet.

Wichtig ist dabei nicht in erster Linie, wie viele Heizungen durch den Betreffenden schon eingebaut oder geplant wurden (auch wer schon hundert Heizungen eingebaut hat - irgendwann hat auch der mal angefangen) - wichtig ist einzig die Bereitschaft, sich aus dem alten Trott der generellen Installation von Ölheizungen zu lösen und sich mit den neuen Entwicklungen im Bereich der Heiztechnik zu beschäftigen.

Pelletkessel
Pelletkessel Foto: Paradigma

Achten Sie vor allem darauf, daß Sie eine Heizung bekommen, die Ihren Erfordernissen entspricht und nicht eine Heizung, die der Firmenvertretung Ihres Heizungsbauers entspricht. Bestes Beispiel sind die phantastischen Erzählungen mancher Vertreter, wenn es darum geht, auf Gedeih und Verderb eine kombinierte Stückholz-Pelletsheizung an den Mann zu bringen, auch wenn der Mann oder die Frau überhaupt nicht vor hat, mit Stückholz zu heizen. Beliebtestes Argument: "... Na, wenn die Pellets mal alle sind, können Sie immer noch mit Stückholz feuern."
Komischerweise sagt kein Heizungsbauer beim Verkauf einer Ölheizung "...nehmen Sie noch einen Holzofen, wenn das Öl mal alle ist, müssen Sie trotzdem nicht frieren."
Fazit: Alle rüstigen Waldbesitzer können kombinierte Anlagen in ihre Planung einbeziehen. Wer aber keine Lust oder keine Möglichkeit hat, Brennholz Jahr für Jahr aus dem Wald nach Hause zu holen, sollte auf reine Pelletsheizungen zurückgreifen.

Grundsätzlich können zwei Gruppen von Pelletheizungen unterschieden werden - die für den Heizungskeller und die für das Wohnzimmer. Letztere stehen in einem Leistungsbereich von ca. 3 bis 10 kW zur Verfügung. Damit kann ein Zimmer geheizt werden, aber auch ein komplettes Niedrigenergiehaus kann damit warm gehalten werden. Mit diesen Öfen können Sie sogar Ihr warmes Wasser bereitstellen, da diese inzwischen auch mit entsprechenden Wärmetauschern zu erhalten sind. Ein solcher Primärofen bzw. Einzelofen kann optimal mit einer Solaranlage kombiniert werden.

Röhrenwärmetauscher
Röhrenwärmetauscher Foto: Paradigma

Die zweite Gruppe der Pelletheizugen sind die Zentralheizungsanlagen. Sie setzen mit ihrem Leistungsbereich ungefähr dort ein, wo die Primäröfen aufhören, als bei ca. 10 kW. Sie haben daher eine absolut vollwertige Heizung vor sich, die weder die Unterstützung einer Solaranlage noch die eines Kachelofens oder gar eines Öl- oder Gasreservebrenners benötigt. Pelletkessel erhalten Sie in fast jedem Leistungsbereich. Eine haushaltsüblich Größe für ein EFH wäre z.B. 15 kW. Dies reicht in 80% der Fälle bzw. Häuser aus. Es macht übrigens keinen Sinn, sich ein paar kW "stille Reserve" an Leistung einzukaufen. Holzheizungen (und somit auch Pelletheizungen) können Sie ruhig fordern. Sie tun niemandem einen Gefallen, wenn Sie Ihre 120 m2 Wohnfläche mit einer 25 kW Heizung ausrüsten. Diese dümpelt dann ihr langes Heizungsleben im Teillastbetrieb vor sich hin. Das ärgert Ihre Haushaltskasse, Ihren Schornsteinfeger und die Umwelt ebenfalls. Also unbedingt beachten: Die Heizung auf den Wärmebedarf Ihres Hauses abstimmen und nicht auf einen möglichen Jahrtausendwinter. Dieser geht vorbei, Ihre Heizung bleibt und ist dann für die nächsten 1000 Jahre unterfordert. Sollte dieser Winter tatsächlich eintreffen, ist der Erwerb einer Wolldecke wesentlich preiswerter.

Was man so alles beachten sollte, so man sich von seiner Öl- oder Gasheizung trennen will oder muß, ist in den folgenden Punkten zusammengefaßt.

  • Die Anlage sollte genau auf Ihren Wärmebedarf abgestimmt sein. Für Einfamilienhäuser sind 15 kW i.d.R. ausreichend.
  • Die Anlage verfügt über eine modulierende Betriebsweise. Das bedeutet, der Kessel kann seine Leistung (z.B. zwischen 3,5 kW und 15 kW) den Erfordernissen (Außentemperatur, Leistungsabnahme) anpassen. Einige Hersteller bieten bereits Niedertemperaturkessel an, die eine gleitenden Kesseltemperaturregelung (z.B. zwischen 38°C und 80°C) ermöglichen.
  • Achten Sie auf einen Wirkungsgrad der Anlage von über 90%
  • Der Wärmetauscher verfügt über eine Reinigungsfunktion. Automatische Reinigungsfunktionen erhöhen allerdings den Preis.
  • Der Rost verfügt über eine automatische Reinigungsfunktion.
  • Alle Teile sind gut zugänglich und leicht auszutauschen. Das zahlt sich aus bei Wartungs- und Reparaturarbeiten. Die Steuerung ist einfach zu bedienen. Werkseitig vorgegebene Schaltzeiten lassen sich individuell abändern.
  • Achten Sie auch auf scheinbare Kleinigkeiten, wie z.B. die Maße oder das Gewicht des Kessels. Ihre Kellertreppe ist womöglich enger als Sie glauben. Durchdacht konstruierte Kessel lassen sich aber auch gut zerlegen (und wieder zusammensetzen).
  • Der Ofen verfügt über eine Lamdasonde oder eine vergleichbare technische Lösungen, um eine gleichbleibend saubere Verbrennung zu garantieren.
  • Wird ein Vorratsbehälter für die Pellets benötigt, sollte dieser mindestens ein Volumen von 400 l besitzen.
  • Der Aschebehälter sollte so dimensioniert sein, daß eine Leerung in der Heizperiode frühestens nach 2 Wochen erforderlich wird.
  • Als Faustregel für den Preis kann gelten: 1 kW kostet 650 Euro. (incl. Kessel, Brenner, Steuerung, witterungsgeführter Regelung, Heizkreisverteiler, Raumaustragung).
  • Achten Sie auf die Zusatzkosten wie: Rohre zur Silobeschickung und Kupplungstutzen, oder sog. "Inbetriebnahmepauschalen"!
  • Fragen Sie nach, ob der Heizungsbauer als Vertreter für eine einzige Firma agiert oder in der Lage ist, mehrere Fabrikate anzubieten.
Lamdasonde
Lamdasonde Foto: Sommerauer & Lindner

Zum Abschluß noch eine Bemerkung zu den sogenannten "Inbetriebnahmepauschalen". Davon abgesehen, daß man wohl erwarten dürfte, nach einer Investition von 10.000 Euro und mehr über eine funktionierende Heizanlage verfügen zu können, verwundert immer wieder die bemerkenswerte Bandbreite dieser Pauschalen. Zwischen 0,00 Euro und 700 Euro ist schon alles angeboten worden. Auf die Qualität der Heizung oder auf die Sachkunde des Monteurs lassen sich aus der Höhe dieser Pauschale grundsätzlich keine Rückschlüsse ziehen.

Letzten Endes bleibt nur der Rat, diese Pauschalen als Verhandlungsmasse zu nutzen und Beträge jenseits der 200 Euro darauf zu prüfen, ob die zu erwartende Leistung wirklich noch ein ingenieurtechnisches Husarenstück darstellt, das eine so enorme Geldforderung rechtfertigen würde.